Montag, 13. April 2015

ZehnGrammLeben - #7 München - Tag & Nacht

Ach liebe Münchner, der folgende Text könnte eure Schickeria-Runde deutlich empören, und vielleicht sogar das Botox aus euren Adern spritzen lassen. Frei nach einem Zitat von Wir sind Helden: „Das ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten!“, scheint es nämlich, als versinke die bayrische Landeshauptstadt in ihrer unentschlossenen Sinnlosigkeit. Harte Worte, die ich als Provinzbayer da um mich werfe. Doch lässt sich dies leicht begründen. 

In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass München - bzw. seine Party-Szene – nicht mehr so Recht weiß, wohin sie sich entwickeln soll. Auf der einen Seite wäre man gerne so hip wie Hamburg mit der Diversität von Berlin, auf der anderen Seite sind die P1-Stammgäste doch irgendwie total stolz auf ihr schlechtes Champagner-Image, das sie sich über Jahrzehnte aufgebaut haben. Clubs, Bars und sonstige Institutionen, welche irgendwo dazwischen und damit vielleicht genau richtig liegen werden verschluckt. Zu spüren bekommt man das dann der junge Student, der doch eigentlich einfach nur ein Bierchen trinken gehen wollte. 




Ein paar Beispiele: Ich wollte mit ein paar Freunden in meine Lieblingsbar, das Barer47 auf einen Absacker, nur kamen wir nicht rein. Begründung war, es rentiere sich nicht mehr. Wohlgemerkt es ist gerade mal 1 Uhr. Selbe Bar, anderer Abend und wir kommen rein ... aber auch nur für 1 Stunde, denn danach ist die komplette Bar für einen Geburtstag reserviert. WELCHER STUDENT zur Hölle reserviert eine GANZE Bar? Aber nun gut ... wieder anderer Abend, ein Samstag, und ich will mit ein paar Freunden feiern gehen und wir entscheiden uns für meinen Lieblingsclub: Club Sauna. Schließlich haben sie groß Werbung dafür gemacht, dass sie ihren 3-jährigen Geburtstag feiern. Nur blöd, dass man erst vom Türsteher erfährt, dass man Stammgast sein muss um da mitfeiern zu dürfen. Wie man Stammgast wird, konnten mir die netten Herren leider nicht verraten. Wir gingen also weiter. Unser nächstes Ziel war schon anvisiert. Auch dort kamen wir nicht rein, schließlich sei dort heute geschlossene Gesellschaft ... nur für Griechen. Ja ... an dieser Stelle erspare ich mich einen flachen Witz über die Europäische Fiskalpolitik und komme gleich zum Punkt. 




Fakt ist, es war Samstag und wir wussten nicht wohin wir gehen sollten. Ins 089? In die Milchbar? Oder gleich raus ins Willenlos? Nur um dann vor Ort das Blut einer Jungfrau opfern zu müssen um irgendwo reinzukommen und dann 3,50€ zu zahlen für 0,5 l Bier. Das klingt natürlich so hätte ich keine Alternativen, so ist es natürlich nicht. Aber wo bleibt der Spaß, wenn ich als einziger auf der Tanzfläche stehe und neben mir die leicht bekleideten Mädels ihre Beine übereinander schlagend in die Luft starren, während ihre Freunde mit dem Handy auf 9Gag surfen? 

Natürlich gibt es auch tolle Locations, die dem oberbayrischen Verfall entkommen konnten, wie z.B. das Café Kosmos, das Labor, das Beverly Kills, das X-cess oder das Atomic Café. Aber wer garantiert mir denn, dass es nicht wie Letzteres einfach mal durch einen Lacost-Laden ersetzt wird, während die Monotonie bleibt? Eben niemand. Also liebe Münchner: Feiert doch das nächste Mal eure Sweet 16 Party daheim, niemand wird euch für ein Wochenende vermissen. Der Provinzbayer will auch mal seinen Spaß.  

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