Ach liebe Münchner, der folgende Text könnte eure
Schickeria-Runde deutlich empören, und vielleicht sogar das Botox aus euren
Adern spritzen lassen. Frei nach einem Zitat von Wir sind Helden: „Das ist das
Land der unbegrenzten Möglichkeiten!“, scheint es nämlich, als versinke die
bayrische Landeshauptstadt in ihrer unentschlossenen Sinnlosigkeit. Harte
Worte, die ich als Provinzbayer da um mich werfe. Doch lässt sich dies leicht
begründen.
In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass München - bzw.
seine Party-Szene – nicht mehr so Recht weiß, wohin sie sich entwickeln soll.
Auf der einen Seite wäre man gerne so hip wie Hamburg mit der Diversität von
Berlin, auf der anderen Seite sind die P1-Stammgäste doch irgendwie total stolz
auf ihr schlechtes Champagner-Image, das sie sich über Jahrzehnte aufgebaut
haben. Clubs, Bars und sonstige Institutionen, welche irgendwo dazwischen und
damit vielleicht genau richtig liegen werden verschluckt. Zu spüren bekommt man
das dann der junge Student, der doch eigentlich einfach nur ein Bierchen
trinken gehen wollte.
Ein paar Beispiele: Ich wollte mit ein paar Freunden in
meine Lieblingsbar, das Barer47 auf einen Absacker, nur kamen wir nicht rein.
Begründung war, es rentiere sich nicht mehr. Wohlgemerkt es ist gerade mal 1 Uhr.
Selbe Bar, anderer Abend und wir kommen rein ... aber auch nur für 1 Stunde,
denn danach ist die komplette Bar für einen Geburtstag reserviert. WELCHER
STUDENT zur Hölle reserviert eine GANZE Bar?
Aber nun gut ... wieder anderer Abend, ein Samstag, und ich
will mit ein paar Freunden feiern gehen und wir entscheiden uns für meinen
Lieblingsclub: Club Sauna. Schließlich haben sie groß Werbung dafür gemacht,
dass sie ihren 3-jährigen Geburtstag feiern. Nur blöd, dass man erst vom
Türsteher erfährt, dass man Stammgast sein muss um da mitfeiern zu dürfen. Wie
man Stammgast wird, konnten mir die netten Herren leider nicht verraten. Wir
gingen also weiter. Unser nächstes Ziel war schon anvisiert. Auch dort kamen
wir nicht rein, schließlich sei dort heute geschlossene Gesellschaft ... nur
für Griechen. Ja ... an dieser Stelle erspare ich mich einen flachen Witz über
die Europäische Fiskalpolitik und komme gleich zum Punkt.
Fakt ist, es war Samstag und wir wussten nicht wohin wir
gehen sollten. Ins 089? In die Milchbar? Oder gleich raus ins Willenlos? Nur um
dann vor Ort das Blut einer Jungfrau opfern zu müssen um irgendwo reinzukommen und
dann 3,50€ zu zahlen für 0,5 l Bier. Das klingt natürlich so hätte ich keine
Alternativen, so ist es natürlich nicht. Aber wo bleibt der Spaß, wenn ich als
einziger auf der Tanzfläche stehe und neben mir die leicht bekleideten Mädels
ihre Beine übereinander schlagend in die Luft starren, während ihre Freunde mit
dem Handy auf 9Gag surfen?
Natürlich gibt es auch tolle Locations, die dem
oberbayrischen Verfall entkommen konnten, wie z.B. das Café Kosmos, das Labor,
das Beverly Kills, das X-cess oder das Atomic Café. Aber wer garantiert mir denn,
dass es nicht wie Letzteres einfach mal durch einen Lacost-Laden ersetzt wird,
während die Monotonie bleibt? Eben niemand.
Also liebe Münchner: Feiert doch das nächste Mal eure Sweet
16 Party daheim, niemand wird euch für ein Wochenende vermissen. Der
Provinzbayer will auch mal seinen Spaß.
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