Dienstag, 24. Februar 2015

ZehnGrammFilme - #Oscars2015 Rückblick

Zwar mit einem Tag Verspätung, aber besser als nie, gibt es hier meine Einschätzung zu den Oscars von Sonntag. 

Wir leben eigentlich schon in einer erstaunlichen Zeit. Eine Welt in der so Vieles möglich ist, in der so viele Meinungen akzeptiert sind, so dass es schon wieder unmöglich wird, alle Meinung zu rechtfertigen bzw. diese auch mal zu übergehen. Und genau hier liegt der Knackpunkt: Die Oscars sind und bleiben ein Award - Verleihung. Meinungen, Menschen und schlussendlich auch Filme werden übergangen ... zu Gunsten von anderen. Deal with it! 


So! Das mal zur Einleitung. 

Die Show an sich war zugleich spannend aufgrund der Grundvorraussetzungen. Schon lange waren nicht mehr so viele Kategorien offen, wie in diesem Jahr. Gleichzeitig war die Umsetzung tröge. An dieser Stelle will ich auch gleich ein Bresche für Neil Patrick Harris schlagen, der zweifelsohne nicht seinen besten Tag hatte, aber auch die unmögliche Aufgabe hatte, eine (für so ein Großformat) unglaublich stümperhafte Produktion und ein miserabel geschriebenes Drehbuch in dieser Show zu retten. Die Frage stellt sich eh schon seit nunmehr 3 Jahren, wie man diese Produzenten immer wieder aufs neue engagieren kann. Dass eine extravagante, atemberaubende und unterhaltende Show möglich ist, zeigte man nicht zuletzt bei den Tony Awards 2013! Go, Neil, Go! 



Und da haben wir auch schon den Salat. Im Gegensatz zu den Tonys, die sich schon von Berufswegen her sehr gerne selbst inszenieren, oder den Golden Globes, bei denen sich die Prominenz selber feierlich veräppelt, hat die Academy einen unglaublichen - und tut mir leid für diesen unsachlichen Ausdruck - Stock im Arsch. 

Keiner dort will sich auch nur den kleinsten Fauxpas leisten, geschweige denn aus der Masse heraustreten. Naja ... alle, außer John Travolta, der zum 2. Mal in Folge für unfreiwillige Komik sorgte. 
Prägend für diesen Umstand ist die Performance und die Wahl des Besten Songs: Glory, aus dem Film Selma. Ein Biopic über Martin Luther King. Eine Art Trostpreis und Wiedergutmachung für die angebliche Vernachlässigung sämtlicher Randgruppe. Da wurde dann auch schon die ein oder andere Träne repräsentativ in die Kamera gehalten, allen voran von Oprah Winfrey. Aber auch die Frauen durften bei der Dankesrede von Patricia Arquette ihre Rechte in Szene setzen, ebenso wie die Gay Community durch die zugegeben sehr gute Ansprache von Graham Moore, nach seinem Gewinn für das beste Drehbuch. 



Natürlich gehört sowas gesagt, und schon alleine für Meryl Streeps ekstatisch Reaktion war Arquettes Ansprache wert gehört zu werden. Aber wieso muss bei einer Preisverleihung zwanghaft ein Momentum kreiert werden, als schwebe ein riesiges Damoklesschwert in Form eines Heiligenscheins über den Riegen des Dolby Theatres? 

Nur keine Fehler machen! Nur keine Randgruppen vernachlässigen und nur keine schwer verdaulichen Witze auf Kosten anderer. Gemütlichkeit siegt. Leider oftmals auch bei den Preisen, um die es ja hauptsächlich gehen sollte. Glücklicherweise entspricht die Gemütlichkeit dieses Jahr tatsächlich sogar der Qualität. 
Birdman, The Grand Budapest Hotel und Whiplash gehen als große Gewinner des Abends total in Ordnung und überzeugen durch künstlerischen Anspruch, Unterhaltung und Ungezwungenheit - ausgezeichnet eben für die Qualität und nicht für die Politik. 

Liebe Acadamy, nehmt euch an euch selbst ein Beispiel und nehmt diese Einstellung mit in die Zukunft. Eine Prise Lockerheit würde der Filmindustrie nicht schaden. 

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