Freitag, 27. März 2015

ZehnGrammFernsehen - #3 Echo 2015

Schon wieder Babara Schöneberger. Schon wieder eine Musiksendung. Schon wieder die ARD. Ja wird denn der Sender plötzlich jung und hip? Die Antwort lautet: Nein, wird er nicht!  

Gestern Abend ging im Ersten der deutsche Musikpreis der Phonoakademie über die Bühne – Der Echo Pop 2015. Und wie jedes Jahr feierte sich die Industrie mal wieder selber. Oder zumindest taten sie so als ob. Man merkte den meisten Insassen deutlich an, dass sie hier nur – zumindest körperlich – anwesend waren, weil sie A) nominiert waren für irgendeinen Preis, B) Promo für das neue Album via eines Auftrittes machen wollten oder C) weltbekannt sind, kein Wort Deutsch sprechen, eine Menge Kohle für den Auftritt bekommen haben und keine Ahnung von der unglaublich niedrigen Relevanz dieser Show haben. Versteht mich nicht falsch, ich bin selber ein großer Fan von manch deutscher Musik, und finde es richtig, dass es einen solchen Preis gibt, aber mit welch inflationären Willkürlichkeit dieses Metallsurfbrett vergeben wird ist einfach traurig. Noch schlimmer ist da eigentlich nur, dass es sich beim Vergabeprozess ja eigentlich gar nicht um Willkürlichkeit handeln sollte, die fehlenden Substanz dahinter aber jeglichem Belangen entbehrt. 


(Quelle: wikipedia.org/wiki/Echo_(Musikpreis))


Ein Beispiel: Helene Fischer – Die eierlegende Wollmichsau der deutschen Musikindustrie. Sie gewann gestern Abend ganze 4 Preise, u.a. für den Hit des Jahres Atemlos durch die Nacht! Man kann über das Lied streiten wie man will, kommt aber nicht umher zuzugeben, dass es wohl am präsentesten im letzten Jahr war. Außerdem gab’s für die blonde Vorzeigeostdeutsche noch den Echo für den besten Schlager und beste DVD – Produktion. Geschenkt! Aber wieso zur Hölle wird Farbenspiel zum zweiten Mal hintereinander mit dem Preis für das Album des Jahres ausgezeichnet? Gibt es nicht genug andere fantastische deutschsprachigen Alben die im letzten Jahr erschienen sind? Die Antwort ist ganz einfach: Doch! Aber es ist eben Helene Fischer. Wobei die ja eigentlich auch nichts dafür kann, schließlich lässt sich die deutsche Phonoakademie nicht so wirklich in die Karten blicken, nach welchen Kriterien der Preis verliehen wird. Fakt ist einzig und alleine, dass die Verkaufszahlen den größten Einfluss haben. Was ist also der Echo? Letztendlich nur ein weiterer Preis für all diejenigen, welche bereits am meisten ausgezeichnet sind.

Szenenwechsel. Oonagh, eine deutsche Pop – Sängerin wird als Beste Newcomerin ausgezeichnet. Eigentlich doch ganz ordentlich, wäre da nicht die Idiotie, dass sie bereits letztes Jahr für einen Echo als Beste Künstlerin nominiert war. Gleiche Kategorie letztes Jahr: Adel Tawil ist der beste "Neue" im Geschäft. Eben der Sänger, der zuvor mit Ich + Ich über Jahre unzählige Erfolge feierte und dabei immer alleine auftrat. Wären Milky Chance nicht so unglaublich hipster, so würden sie sich wohl ein wenig an's Bein gepinkelt vorkommen.
Nur wenige Beispiele aus dem Kabinett des Kuriosums, die zeigen, dass Kategorien so hin und her geschubst werden, wie es den Produzenten beliebt, sodass deren aktuellen Rampensäue im bestmöglichstem Licht dastehen.





Über die fehlende Qualität bei der Preisvergabe könnte man ja prinzipiell noch hinwegsehen, schließlich handelt es sich hier um einen Musikpreis, und Musik ist immer Geschmackssache. Aber hey, es ist DER f**king Musikpreis, und zwar einer der größten Musikmärkte auf der Welt. Wieso schafft es die ARD also nicht, eine anständige Show über die sprichwörtliche Bühne zu bringen? Oder will sie das auch gar nicht? Der Flugzeugabsturz des GermanWings Flugzeuges kam daher gerade recht, als gelungene Ausrede für einen langweiligen, griesgrämigen und lethargischen Abend, so scheint es. Von ausgefallen Performances und guten Liedern war weit und breit keine Sicht. Und dabei ist doch ein Stück Unbeschwertheit in Zeiten wie diesen eh schon viel zu rar gesät und von unbändiger Wichtigkeit. 
Sehnsüchtig denk ich da an Zeiten zurück, als Wir sind Helden noch zusammen mit Max Raabe das Lied Gekommen um zu bleiben performten, oder Fettes Brot bei der Comet-Verleihung 2015 eine unvergessliche Show mit An Tagen wie diesen hinlegten. Kurioserweise war das noch zu Zeiten in denen der Echo auf RTL präsentiert wurde. 

Lieber Echo, versuche nicht weiter deine Zuschauer zu verarschen, sie sind schließlich auch deine Kunden. Am besten bietest du das nächste Mal wieder so etwas wie kurzweiliges Entertainment. Die Euter der eierlegenden Wollmichsau können schließlich auch nicht ewig gemolken werden.

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