Sonntag, 15. März 2015

ZehnGrammLeben - #5 Sonnenaufgang vs. Sonnenuntergang


Man kann über die banalsten Fragen diskutieren. Vor allem wenn man nichts anderes zu tun hat und einem gerade der Kompass für das Leben fehlt. Und ähnlich wie die Frage nach dem halbvollen oder halbleerem Glas, disputierten neulich eine Freundin und ich darüber was schöner ist: Sonnenaufgänge oder Sonnenuntergänge. 

In die Gewichtung miteinbezogen wurden Farben, Licht, Sexappeal, Romantik und Symbolik. Gut, Letzteres aber auch nur, weil ich immer allem ein Bedeutung zumessen muss. Und an dieser Stelle sei verraten, dass ich vehement die Seite der Sonnenaufgänge bezogen habe. Sonnenuntergänge sind doch total Mainstream und sowieso nur eine Erfindung Hollywoods. Aufgänge sind hingegen ein symbolisches Abbild all dessen, was man auf sich nehmen musste um eben dieses Phänomen betrachten zu können. Sei es die Nacht die man mit Freunden komplett durchgefeiert hat oder seien es die 500 Höhenmeter, die man zurückgelegt hat, nur um die Sonne über den Gipfeln aufgehen zu sehen. Sonnenaufgänge sind die Wissenschaftsclubmitglieder in amerikanischen High Schools neben all den Quarterbacks und Cheerleadern: Es gibt sie genauso oft, nur beachtet sie keiner. Wie oft stehen wir morgens auf, recken unsere Hände gen Himmel und bemerken doch nicht vor lauter Sand in den Augen wie die Sonnenstrahlen über den Horizont kriechen. Irgendwann ist es dann halt hell. 




Natürlich verstehe ich aber auch die Faszination von Sonnenuntergängen. Stehen sie doch für alles Vergangene, für alles hinter sich Gelassene und für alle Wünsche und Sehnsüchte, die man unter Tags nicht verwirklich konnte. Und gerade in einer Zeit, in der man am besten schon vorgestern die Termine von übermorgen erledigt haben sollte ist dies ein wunderbarer Anker an dem man sich gerne festkrallt. Vor allem, weil man solche Anker immer mit Sommer, Meer und Sex am Strand verbindet ... und nicht mit Aufstehen, Kaffee und Arbeit! 




Trotzdem bin ich wohl genau wie bei dem Glas ein grenzenloser Optimist, sehe in den Dingen lieber den Anfang als das Ende und genauso wie in jedem Film und in jeder Serie fiebere ich für die Nerds, für die Außenseiter für die Randgruppen. Ob Aufgang oder Untergang ist daher vielleicht nicht die entscheidende Frage, sondern eher was von den beiden dein persönlicher Außenseiter des Tages ist. Und wenn wir mal ehrlich sind: Letztendlich ist der einzige Unterschied zwischen den beiden Phänomenen auch nur die Himmelsrichtung.  Und dafür braucht man schließlich auch einen Kompass. 

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