Montag, 2. März 2015

ZehnGrammLeben - #4 Die enorme Langeweile der Unentschlossenheit

Gerade in diesem Moment befindet sich eine Freundin von mir in Australien: Work & Travel nach dem Studium. Wiederum eine andere überlegt gerade, ob sie nach ihrem nun bestandenen Master noch nach Mexiko reisen soll, oder doch ein Job Angebot annimmt. Und ein Kumpel und Kommilitone von mir will nach Beendigung des Studiums erst einmal eine Weltreise machen, weil ... ja ... wieso eigentlich?

Warum quält sich meine Generation seit dem Verlassen des Elternhauses durch eine grenzenlose Unterforderung und Langeweile? Und wieso sitze ich hier daheim und schreibe Bewerbungen für ein Praktikum, wenn ich doch auch endlich Mal meinen Traum einer Amazonasreise verwirklichen könnte?




Nun will ich natürlich niemandem seine Wünsche streitig machen. Solche Erfahrungen sind anscheinend heutzutage essentiell notwendig, um mit sich selbst und der Umwelt ins Reine zu gelangen. Ich frage mich nur, in welcher Gesellschaft wir uns mittlerweile befinden, in der wir mit 25 ein abgeschlossenes Masterstudium mit 1,x haben und danach erst einmal eine Weltreise unternehmen müssen, um vor der Wahrheit zu fliehen, dass wir nicht wissen, was wir jetzt damit anfangen sollen. Eine Unternehmung, die unsere Eltern übrigens immer als großes Lebensziel angegeben haben. Nun lautet die obligatorische Antwort auf diesen Standpunkt meist, jetzt könne man so etwas schließlich noch genießen, und später mit 70 und in Rente nicht mehr.

Und dieses Argument hat auch durchaus nachvollziehbare Gründe, wissen wir doch nicht ob wir die Rente überhaupt noch miterleben werden im Jahre 2060. Doch ändert dies doch nichts daran, dass wir vor unbegrenzten Bergen an Möglichkeiten stehen, mit erstklassigen Qualifikationen und sich trotzdem keine Zufriedenheit einstellen will.




Ich bin ein Mensch, für den ist Zufriedenheit gleich Glück, weswegen ich der Meinung bin, dass sich langfristiges Glück nicht mit einer globalen Übersprunghandlung lösen lässt. Von unseren Eltern wurde uns eingebläut, man könne alles haben was man will, wenn man nur genügend lernt und fleißig ist. Und natürlich sagen unsere Eltern das, war es doch bei der ersten Nachkriegsgeneration genau so. Aus dem Nichts anfangend, wurden die privaten Ziele unserer Eltern niedrig angesetzt und somit auch erreicht. Wie frustrierend ist es aber nun für uns, wenn wir genau mit dieser Prämisse durchs Leben gehen. Wir waren in Afrika, in Japan, am untersten Zipfel Südamerikas und doch haben wir noch keines unserer Ziele zur Zufriedenheit im Leben erreicht, weil sie schlicht und einfach viel zu hoch angesetzt werden.

Frei nach dem Motto: Da stehst du nun du armer Tor, und bist so gelangweilt wie zuvor.

Randnotiz: Ich habe fürchterliche Angst vor Schlangen! Und die Generation Y hat fürchterliche Angst davor, etwas zu Verpassen. Nun ist es aber so, dass man jede Angst heilen kann, zum Beispiel durch Konfrontation. Und genau deswegen geh ich das Risiko sowie die Konfrontation ein und besuch den Amazonas erst im Jahr 2060. Dort gibt es übrigens auch Schlangen! Wer weiß ob es funktioniert, aber im Moment ist mir Glück wichtiger.  

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